Margaretenkirche aus der Luft
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Wie alles Begann 1956 bis 1960
Am 11. Januar 1956 wurde zum ersten Mal das Vorhaben eines Kirchenbaus in Voxtrup im Protokoll des Lutherkirchenvorstandes festgehalten. 350.000 DM wurden als Baukosten veranschlagt. Das Projekt war von Pastor Saalbach vorangetrieben worden, weil die Zahl der evangelischen Christen durch den Zuzug von Flüchtlingen nach dem Krieg in Voxtrup, Nahne und dem Fledder erheblich angestiegen war. Schon 1950 war deshalb die Barackenkirche in der Wasserwerkstraße in Betrieb genommen worden. Seit September 1957 gab es die selbständige Margaretengemeinde. Ihr erster Pastor war Herr Hüttmann. Er musste nun den Kirchbau vorantreiben, ein Mammutwerk. Mit der Planung wurde Architekt Dr. Ide beauftragt. Bereits 1957 tauchte der Name „Margaretenkirche“ in seinem Vorentwurf auf. Neben dem Pfarrhaus im Wellmannsweg 55 sollte die neue Kirche errichtet werden. Dafür wurde ein Grundstück vom Bauer Könker erworben. Die Suche nach einem Darlehensgeber war nicht einfach und fand schließlich Interesse bei der Kreissparkasse Osnabrück. Natürlich rechnete man auch mit kirchlichen Zuschüssen. Doch der Kirchenvorstand hatte die Rechnung ohne das Landeskirchenamt in Hannover gemacht. Dort war man reserviert, weil es vor der Beschlussfassung keine Absprachen gegeben hatte, und die Beauftragung des Architekten auf eigene Faust erfolgt war. Fast sollte Pastor Saalbach persönlich regresspflichtig gemacht werden. So musste Dr. Ide ein Jahr lang auf sein zugesagtes Honorar für seinen Entwurf warten, der dann doch nicht verwirklicht wurde. Denn 1959 war klar, dass direkt hinter dem Wellmannsweg der jetzige Autobahnzubringer geplant wurde und er deshalb für einen Kirchbau nicht mehr geeignet schien. Nun wurde über einen Bauplatz neben dem Kindergarten der Gemeinde in der Wasserwerkstraße nachgedacht. Doch wegen der Nähe zum Sportplatz und aus geologischen Gründen gab es Bedenken, besonders im Kirchenvorstand. Am 2. Mai 1960 fand eine denkwürdige Gemeindeversammlung statt, bei der die Gemeindemitglieder sich für den Standort der Kirche an der Wasserwerkstraße aussprachen. Bauer Könkers Grundstück wurde danach zurückgegeben, und nun wurden die Verhandlungen mit Bauer Westermann wegen des Grundstücks neben dem Kindergarten in der Wasserwerkstraße aufgenommen. Die Kirchenvorsteherin Alma Kramer erzählte später, sie habe den Verkauf mit der Bäuerin in der Küche ausgehandelt.
Es kommt alles anders als zuvor geplant
Bei einem Architektenwettbewerb wurde der verärgerte Dr. Ide ausgebootet, und der wesentlich modernere Entwurf von Architekt Däke bekam den Zuschlag. Diesmal war das Landeskirchenamt einverstanden und lobte besonders, dass die schön strukturiert gestaltete Südseite der Kirche in das noch entstehende Städtebaukonzept passte und die Gegend aufwerten würde. – Diese Erwartung ging nicht auf. Heute stellt sich die Situation so dar, dass die Kirche im Garten des Pfarrhauses steht und ihre südliche „Schokoladenseite“ nur von den unmittelbaren Anliegern wahrgenommen werden kann. Zum Kirchengebäude wurde auch ein Gemeindehaus mit Räumen für die Gruppen und Kreise geplant. Es wurde noch vor dem Kirchbau von der Baufirma Friedrich Witte verwirklicht, was im Landeskirchenamt irritierte, als es mit der Finanzierung eng wurde. Doch da mochte schon niemand mehr auf den Kirchenneubau verzichten. Nur der Name „Margaretenkirche“ (margarete = griechisch für Perle) war einigen kirchlichen Honoratioren noch ein Ärgernis. Innerhalb der Landeskirche war (und ist) dieser Name einzigartig. Fragwürdig erschien auch die geplante Größe der Kirche. Waren 450 Sitzplätze ausreichend? Von dem anfänglichen Plan, die Wand zum Gemeindesaal hin zu öffnen, war man abgerückt. Doch zu diesem Zeitpunkt war bereits die Lukaskirche in Planung, die einige Mitglieder der Margaretengemeinde aufnehmen sollte.
20. Oktober 1963 - endlich Kirchweihe
Am 18.12.1960 fand schließlich die Grundsteinlegung statt, von der die Sandsteinplatte rechts neben dem Gemeindehauseingang zeugt. Was verbirgt sich hinter ihr? Ein Kupferbehältnis mit folgendem Inhalt: Urkunde, Karte mit Eintragung der Gemeindegrenzen, Bauzeichnungen, Festprogramm der Grundsteinlegung, Sonntagsblatt „Die Botschaft“, die Tageszeitungen Osnabrücker Tageblatt, Neue Tagespost, Freie Presse, eine Brot-für-die-Welt-Büchse, Münzen von von 5 DM bis 1 Pfennig, Fotos aus Voxtrup. Außerdem noch eine zweite Hülse, die seinerzeit bei der Grundsteinlegung der Barackenkapelle eingemauert worden war. Von der Grundsteinlegung zeugt auch die Urkunde, die immer noch im Konfirmandenraum des Gemeindehauses hängt. Wie üblich stiegen die erwarteten Baukosten. Im März 1963 lagen sie schon bei 430.200 DM. Die Kirchweihe sollte im September 1963 stattfinden. Pastor Hüttmann hätte gern Landesbischof Lilje dabei gehabt, um bei den katholischen Nachbarn Eindruck zu machen, doch der hatte andere Verpflichtungen. Außerdem musste die Weihe kurzfristig verlegt werden, da noch nicht alles fertig war. Am 20.10.1963 wurde die Margaretenkirche schließlich von Landessuperintendent Degener eingeweiht. Pastor Hüttmann hatte ihm zuvor noch in die Feder diktiert, dass es „eine Aufgabe der Zeit sei, die Mammutgemeinden aufzuteilen und kleinere Gemeinden zu schaffen“. - Hier erkennen wir, wie sich die Aufgabe der Zeit in den 50 Jahren seither gewandelt hat. Heute erweist es sich als eine Notwendigkeit, die kleineren Gemeinden zu größeren Einheiten zusammenzufassen. Architekt Däke war zwischenzeitlich verstorben und konnte die Ausführung seines Entwurfs nicht mehr feiern. Er wurde von seinem Mitarbeiter Pause vertreten. Zur Einweihung war die Kirche noch ziemlich „nackt“. Der Taufstein stand in der Taufkapelle gegenüber dem Eingang in den Kirchraum. Das Altarkreuz fehlte noch. Das bunte „Schiff“ an der nördlichen Kirchenwand ebenso. Allerdings gab es bereits einen Altarteppich aus graumelierter Wolle.
Die Fenster der neuen Kirche
Im Oktober 1962 wurde der Künstler Hans Sasse mit der Gestaltung der Fenster an der Südseite beauftragt. Helmut Rogge sollte Altar, Kanzel, Taufbecken, Lesepult und Altarleuchter gestalten. Er hatte auch den Entwurf für das eindrucksvolle Altarkreuz abgegeben, in dem Kreuz und Corpus in ihrer Verletztheit eine Einheit bilden. Pastor Hüttmann war zunächst gar nicht glücklich mit den Kirchenfenstern. „Kleinlich kaleidoskopartig“ nannte er sie, „keine Aussage, nur Ornament“. Seine Beschwerde stieß im Landeskirchenamt auf den pikierten Dr. Sommer, der Sasse persönlich empfohlen hatte, die Fenster gerade so zu gestalten, um damit die problematische Architektur der Kirche, die er wiederum Pastor Hüttmann anlastete, abzufedern. Doch Hans Sasse lieferte sogar noch einen neu gestalteten Entwurf, um die Wogen zu glätten. Allerdings war er befremdet, als er gebeten wurde, auf 1.000 DM seines Honorars zu verzichten, weil die Gemeinde Finanzierungsschwierigkeiten hatte. Zur Finanzierung der Innenausstattung der Kirche hatte der Kirchenvorstand die Gemeindemitglieder der Margaretenkirche Osnabrück-Nahne-Voxtrup aufgerufen, zu spenden: möglichst einen Stundenlohn pro Monat. Immerhin 487 Personen kamen dieser Aufforderung nach, jeder spendete durchschnittlich 45 DM im Jahr.
Das Altarkreuz - eine Provokation?
Noch bevor das Altarkreuz hing, wurden zu Weihnachten 1964 die Krippenfiguren des Künstlers Otto Flath aus Bad Segeberg angeschafft. Erst 1967 wurde das Altarkreuz aufgehängt. Zuvor hatte der Künstler Helmut Rogge ein Gipsmodell angefertigt, das für einige Zeit in der Kirche hing, um den Eindruck zu testen. Würden die Voxtruper es annehmen? Einige waren sofort begeistert, anderen war es zu modern. Dennoch sprachen sich zwei Drittel der aufwändig befragten Gemeindemitglieder für das Kreuz von Helmut Rogge aus. Doch der Künstler war in Schwierigkeiten. Immer wieder klagte er über Geldnot, aber er kam nicht voran und hielt den Kirchenvorstand hin, und Pastor Hüttmann musste schließlich selbst den Entwurf an eine Gießerei geben, damit das Kreuz fertig wurde. Zwischenzeitlich soll es sogar die Erwägung gegeben haben, statt des teuren Bronzegusses das Gipsmodell zu behalten.
Die Kirche verändert sich
1987 schlug Pastor Leder vor, ein Wandbild in die Kirche zu bringen. 1993 erst erging der Auftrag dafür an Nobert Labenz. Sein Leitgedanke war die Buntheit der Schöpfung. Die meisten Betrachter sehen heute ein „Schiff“ in seinem Werk aus Metall, Textil und Malerei. Das Pfarrhaus in der Wasserwerkstraße wurde erst in den 80er Jahren gebaut. Anfang der 90er Jahre wurde das Taufbecken aus der „Taufkapelle“ in die Mitte der Kirche gerückt, als Zeichen dafür, dass die Taufe in die Mitte der Gemeinde führt. 2000 wurde die weiße Kirche innen gelb gestrichen. Im gleichen Jahr erhielt sie die „maßgeschneiderte“ Orgel des Orgelbauers ter Haseborg. Das alte Kindergartengebäude, älter als die Kirche, wurde 2003 abgerissen und durch einen zweckmäßigeren Neubau ersetzt – also noch ein Jubiläum in diesem Jahr, das es zu feiern gilt. Die letzte große Instandhaltungsmaßnahme in der Kirche war der Einbau einer neuen, zweckmäßigeren und sparsameren Heizung unter der Federführung des Umweltmanagements Der Grüne Hahn als eine Art Jubiläumsgeschenk im Frühjahr 2013.
Pastorin Renate Jacob
Haltestelle: Habichtsweg
Linie: 41
2007 war die 50-Jahr-Feier unserer ehemaligen Margaretengemeinde. Dieses Ereignis wurde damals entsprechend gefeiert.
Das Wort Margareten kommt aus dem Griechischen und bedeutet Perle. Angespielt wird auf ein Gleichnis Jesu Christi (Matthäus 13,45-46):Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.